Kulturbeutel #251

Müll im Ofen gleich Gift im Garten

Puts Marie hören im Dachstock ist wie: Die Rote Zora lesen vor dem Kanonenofen im Dezember, dazu Negroni auf Eis — wer auf der Suche nach Substitution für Familienfeste oder just dem seligen Alleinsein ist, geht am Freitag in den Estrich der Reitschule.

Mittwochdonnerstag ins Rössli (das Rössli der Reitschule), die Eilmeldungen: Die unglaublichen Jackets kehren am Mittwoch nach weiten Reisen zur Plattentaufe nach Bern zurück. Und die Erscheinung des Henry, manchen der hellste Stern des Nachthimmels von T., verschwistert sich am Donnerstag mit den The Loves. Sie sagen: Niemand schunkelt schöner. Vorab umso besser mit Maryam Hammad solo, hinterher Slow-Dance ab den Platten des Conférenciers persönlich.

Zwischen Bern-Lötschberg und Vino senza Piombo. Oder das Zusammenhalten der Sollbruchstelle zwischen Stadt- und Landgraben: Die Satellites of Love fermentieren als Vinzer:innenkollektiv handgepflegte Trauben aus dem Oberwallis und bauen sie auch in Bern aus. Bei der alten Lehmann-Metzg in der Länggasse lässt sich Samstagnachmittag ab 14:00 zu Raclette von diesem Stoff kaufen oder spätestens ab 21:00 bei Musik im Sonarraum (Progr) für 5 Steine 1 Ballon davon an der Bar saufn. Un Ballon d’Or?

Unsere Halbkugel will sich wieder der Sonne zuwenden, just in der Kippe laden sie ein zum Konzert: Gabriela Areal, Martina Berther, Rea Dubach, Regina Dürig, Frank Heierli, Christian Kobi, Christian Müller und Stefan Thut. Sie bringen Instrumente, Texte et objets für die längste Nacht des Jahres und widmen sich der Länge und Langsamkeit, dem Eintauchen und Insistieren. Von Samstag 16:43 Uhr bis Sonntag 8:15 Uhr, La Voirie Biel, es ist ein Kommen, Gehen und Bleiben.

Kulturbeutel #250

Pauline partout, Justine nulpart

Die Junge Sinfonie zeigt ihr Weihnachtskonzert mit dem schönen Titel «Ich könnte nicht sagen, welcher Satz mir der Liebste?», gespielt wird Brahms: Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90 sowie die Haydn-Variationen, op. 56a, die mit Joseph Haydn womöglich gar nichts zu tun haben. Samstag und Sonntag jeweils um 17 Uhr im Yehudi Menuhin. Wer Bach braucht, geht am Freitag schon in die Französische Kirche — Weihnachtsoratorium Teil I — VI, 19:30.

Heute Mittwoch ins Kairo zum Konzert. Es warten die NYC-Lederbuben Laurel Canyon «na ist denn das eine eine rückkopplungsgeladene, mit Amphetaminen vollgestopfte Garage-Punk-Band aus Pennsylvania?» — wohlan. Um 21 Uhr.

Ebenfalls heute: Sinnvolle Suppe und vermischte Vinylien mit den Die Parents Lauro und Maria im Axap Gula an der Weissensteinstrasse 4. Von 19 bis 23 Uhr.

Aus der Dampfzentrale vernehmen wir die Wiederaufnahme des Stücks «Hundsköpfige» von Winkelmann/Popall, Mittwoch und Donnerstag um 20 Uhr.

À propos: Die Bar Regula feiert 1312 mit Palme Cadelli und Split. Freitag. Lockere Betriebsamkeit ab 20 Uhr, Konzert ab 21 Uhr.

Kulturbeutel #249

Ehrenamtliche Tätlichkeiten

Oder im Gedenken: Freedom and sunshine for Giorgio Bellini. Unser Mann im Tessin ruht nun in Frieden.

Welcher Art die Wärme ist, das erkundet das Listening- und Gesprächsformat Zuhause in der Diaspora. Denn: Vergessen wir nie das Unrecht des Saisonnier-Statuts. «Wie kann die verdrängte Geschichte von Gewalt, Illegalisierung, aber auch von Widerstand und Liebe erinnert werden? Wie kann Erinnerung literarisch erzählt und künstlerisch transformiert werden? Wie kommen wir als Gesellschaft von Erinnerung zu Reparation?». Die drei Autor:innen Carmine Andreotti, Paola de Martin und Melinda Nadj Abonji erzählen. Heute um 19 Uhr in der Dampfzentrale bei freiem Eintritt.

Unser liebste Süsskartoffel-Ausbildner kommt nach Bern – der Investigativjournalist Mohamed Amjahid liest aus seinem neuen Buch «Alles nur Einzelfälle?» über rassistische Polizeipraxis in Deutschland. Morgen im Dachstock, Türen um 19 Uhr.

Fortwährend sägt sich das Performanzfestival Bone durch die Schädeldecken, zb auch diesen Freitag im Buffet Nord Bern-Bethlehem: Chlousetag «Und schon wieder kommt der weiße Mann vorbei mit seinem Wertekanon, und will unsere Leben inspizieren. Wie wäre es, wenn Nikolaus sich selbst einmal auseinander nimmt? Sankt Nikolaus, sei still, heute wirst du dekolonialisiert.» #decoloniseStNicolas mit Performances von Lucie N’Duhirahe, Stéphanie N’Duhirahe, Ntando Cele und einem Live-Mix von Deborah Macauley aka E-F-U-A Born On A Friday.

Wir schalten zur Musik, da bleibt es sich besser auf den Beinen:
Am Mittwoch Bee-Flat mit Los Sara Fontan aus dem katalunischen Hinterland. Am Donnerstag eher Schwerliches in der Dampfzentrale, es spielen auf Donna Candy aus Marseille undoder Brüssel und die Winter Family aus Jersualem/Lothringen. Am Freitag im Kairo: Citron Citron oder when life gives you one word say it twice Geneva Geneva. Und hupps herüber zur EP-Taufe des Olan! im Soso-Space.

Der gastronomische Schauplatz Bern vermeldet: An der Gerechtigkeitsgasse 66 sperrt für die drei Monate die Beiz «Zur schiefen Krone» auf. Eröffnung ist am Freitag ab 18 Uhr. Vorindustrielle Weine, postmoderne Brains, zuEssen öppiges — schauvorbei.

In den eigenen vier Wänden und bereits heute: Bar Rigolo und das Sanitas Tuesday origonaal mit Super Lou (Basel) und Plasma d’Arc (La Chaux-de-Fonds). Ab 20 Uhr. Ruhig kommen, ruhig weitersagen.

Kulturbeutel #248

Pervergile Ausflugsziele

Um es der Welt gleichzutun, will das Performancefestival Bone versuchsweise schmelzen, loslassen, rutschen, erodieren – und sich darin üben, Zustände des Ungewissen auszuhalten. Die 10 Tage sind von unterschiedlichen Kunstschaffenden kuratiert und finden an verschiedenen Orten im Zentrum und der Peripherie statt. Z.B.: multisensorisch eingewickelt werden in der alten Backstube im Murifeld (30.11.), dabeisein, wenn Trachten eine neue Identität eingewoben (5.12.) und der Samichlaus, du aute Ma, dekolonisiert wird (6.12.). Ab Freitag bis am 8.12.

Am Samstag spielend die Brass retten: Fürs Soli-Lotto wirbt sie mit  Geworben wird mit «Berns lustigste Zahlenzieher:innen und konzentriertesten Kärtliabdecker:innen». Und wer es nicht so hat mit den Zahlen, folge diesen überzeugenden Worten: «Tolle Preise, tolle Drinks, tolles Essen», na dann. Ab 18 Uhr.

Fünf Jahre feierts da: Cafete goes Garage, auf der Neigezug-Achse Genf-Biel-Zürich mit Purpur Spytt, Vague Visions und Sun Cousto. Das ist am Samstag ab 22 Uhr.

Der dieswöchige Filmtipp schickt uns ins Kino der Reitschule. Die Dokumentation «Ceux de la nuit» befragt die italienisch-französische Grenzregion um den Montgenèvre auf die Nacht und ihre schattenhaften, abseits der touristischen Wege verkehrenden Akteur:innen. Es sind jene Reisenden mit unbestimmter Destination, «that have risked their lives to cross the border, and who have not been seen, are not seen, will never be seen.» Am Donnerstag, Bar ab 19 Uhr, Film ab 19:30.

Und ein letzter Geburtstag wird am Bollwerk ausgerufen. Das Kapitel wird 13 und lädt von Freitagabend bis Sonntagnachmittag zum LAST KPTL BDAY. Wer aber an das Ende als Erlösung glaubt, sei weiterhin auf die Bibel verwiesen – für alle anderen empfielhlt sich der Gedanke an das Wunder der Metamorphose. Oder wie das Kapitel selber schreibt: Save & Transform.

Kulturbeutel #247

Facciamo il brioche o. machen wir das Gipfeli?

Am Freitag dem Schneeballprinzip in die Turnhalle folgen: PROGR lädt PD Limites ein, PD Limites lädt Cepheì ein, letztere beiden nehmen die Platten unter den Arm und machen sich und uns einen schönen Abend. Was sie vorhaben? Elektronisches sicher, etwas Dub, vielleicht sogar ein bisschen Grime? Die Schwelle ist tief, der Eintritt ist frei. Ab 22 Uhr.

«Hilfe, ich erbe!» – was zunächst bloss nach einem sehr burgerlichen Ausruf tönt, soll in der so benannten Ausstellung mehr umfassen als die Sorge darüber, was mit all dem Geld und den Liegenschaften anzustellen sei, die auf manche warten. Zum Beispiel 2G mehr: Gene oder Glaubenssätze. «Was macht das Erbe mit uns? Was machen wir mit unserem Erbe?» fragt sich das Berner Generationenhaus seit Samstag und noch bis nächsten Herbst.

Ein Mittwoch im Kino: Im Rex um 20:00 mit der Vorpremiere von Riefenstahl, über Leni R. als die original kontroverseste Frau der Filmgeschichte (Saal 1). Oder doch der fast vergessene «Les Rendez-Vous d’Anna» von Chantal Akerman um 20:15 (Saal 2). Die Qual der Vergangenheit, die Qual der Wahl.

Wählen Sie! Alexander Peter von Graffenried zurück auf den Landsitz, solide linke Listen gehören rein und dann womöglich viermal Nein, so die Empfehlung des Hauses.

Die Luzerner Produktion «Kassandra und keine mehr» spielt im Tojo Theater mit dem antiken Stoff und Stoffen mehr — «Was könnte entstehen, wenn die Vision von Kassandra mehr als 2000 (patriarchale) Jahre später auf offene Ohren stösst? Donnerstag Freitag Samstag in der Reitschule.

Überhaupt vier Tage Full Of Lava oder das* angesagteste zeitgenössische Musikalienbazar der Stadt. Donnerstag bis Sonntag in der Dampf, da kommen sogar die Züris in ihren besten Daunen angerauscht.

Ganz im Gegenteil spielen zum Sonntagabend hin die Undertones im Rössli zum Schunkeln schön, so richtig hæssiger Punk wars nie und trotzdemgeradedeshalb immer schon das Lieblingslied eines gewissen John Peel selig. «Teenage dreams, so hard to beat». Das stimmt auch die nächsten hundert Jahre.

In der Bar Regula ist eine Art Familienfest. Nächsten Montag 25. Novembre mit drei Konzerten von höchster Seltenheit. Ab 20 Uhr gibts Kaffee, Schnaps und endlich wieder Dosenbier.

Kulturbeutel #246

Kurzmeldung für heute Mittwoch: Untitled 44 — Kino im Prozess. Gezeigt wird das anthropologisch-künstlerische Poem El Mar La Mar. Ab 20 Uhr, die Bar schenkt aus ab 18 Uhr. Are you going?

Oder ein Feierabendausflug ans Zollyphon bei Zollikofen am Freitag, Howald reist an und bringt nebst Musik ab dem neuen Album auch seine Amnis Band auf die Bühne. Türöffnung ist um 20:00 und zur Anreise empfiehlt sich die Fahrt mit der Zollywood-Metro Solothurn-Zollikofen-Bern-Bahn.

Ein einschlägiger Kleinstadtcowboy hausiert in den Sozialen Medien für den Donnerstag und diese Belgium Experimental All-Star Band im Le Singe in Biel. Er verspricht: «High level of everything!!!», Startschuss sei um 20:30.

In der Stadtgalerie wirkt seit Ende Ende Sommer Eva-Maria Knüsel in Kuration und am Donnerstag läuft da beispielsweise die performative Reihe Houswarming. Lumpenproletariat aufgepasst: neben Kunst gibt es da auch warme Suppe.

Fauler Sonntag in der Dampf, es geht ums Zuhören: IOKOI, Junge Eko, Tea Soza, Samuel Savenberg, GIL bringen Musik, der Eintritt ist frei und das Ganze vorfreudig ausgerichtet auf das nächste Wochenende voller Lava.

Vorschau nächsten Dienstag: Der «Father of Ethio-Jazz» kömmt ins Bee-Flat.

Als auch diesen Freitag

In der eigenen Gaststube: Bar Regula kann italienisch. «Fra I Grovigli Di More» x Fishnet Kolleg mit Tanz Akademie aus Alba, Sacrofuoco aus Turin, Verbrauch, Nora Asteroid und Dia Beat aus Bern. Freitag 15. Novembre ab 20 Uhr.

Kulturbeutel #245

Gegen Eilmeldungen ist grundsätzlich nichts einzuwenden

Etwa die: Am Freitag dreht gleichzeitig 68mal dieselbe Heintje Platte aus dem Jahr 1968. Heimsuchung in der Heiteren Fahne pünktlich ab 20 Uhr. Wer einen Plattenspieler bedienen möchte, finde sich schon 19:30 da ein. Du sollst nicht weinen oder evtl schon.

Pünktlich auf die schweren Nebelmonate zeigt das Feministische Streikkino am Mittwoch Smoke Sauna Sisterhood. Der estnische Film zeigt, wie die Sauna von Frauen als heilender Ort genutzt wird. In der Hitze der Rauchsauna erzählen sie von Liebe, Lust, Übergriffen und Geburtsschmerzen. Im Kino der Reitschule, 20 Uhr.

Dazu sei zu erwähnen: Die Sauna im Lorrainebad ist wieder offen, die Montage gehören den FINTA*-Personen!

Den Rest der Woche lässt sich ebenfalls bestens im Kino verbringen: Das Queersicht Festival breitet seine Filme in der Stadt aus. Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme von Donnerstag bis Mittwoch, Quiz und Party am Samstag und Konzert (Blanco Teta) am Sonntag.

Musik 1: Cafete goes Garage diesmal am Samstag irgendwo zwischen Geflimmer und Blues mit Super Lou und Arroma aus Basel-Stadt. 21:30, im Anschluss Psy-Night gnadenlos.

Musik 2: Am Donnerstag ab 19 Uhr wird naturgejodelt in der Stadtgalerie. Für die Fans und Verbündeten des Rauches des Brauches, house- und heartwarming yodel mit der gewandeten Horde n› Schuppel. Suppe incl.

Auch wird die Eröffnung des freundlichen Bekleidungsgeschäfts youmee market am Bollwerk Boulevard begangen. Am Freitag mit Musik von den Plattentellern (ab 16 Uhr und in den Abend hinein) sowie dem Conférencier Elvis Aloys (18 Uhr). Am Samstag Kuschelrock (oder ist es der Stalden Crème Blues?) mit Roy & The Devil’s Motorcycle (um 17 Uhr). Es winken Rabatte und nette Bekanntschaften.

Notiz in eigener Sache: Palinstar aus Zürich kommt am Sonntag ins Rössli der Reitschule. Mit Gitarre, Stimme, Melodien und mit mehr als blossen Erinnerungen. Americana ist das – aber vorwärts und voll von Freiheit. (Türe 20:00, Konzert 21:15)

Kulturbeutel #244

Panik für Anfänger:innen

Noch rund zwei Wochen geht das Festival Tanz in Bern in der Dampfzentrale dem Thema ensemble nach, der Sehnsucht nach einer besseren Welt im Gemeinsamen. Diese Woche zum Beispiel mit dem Körperteil, das wir nicht willentlich bewegen können: den Haaren. «Hairy» geht der Frage nach, wie das Unkontrollierbare zu kontrollieren ist. Noch bis am 10.11.

Gründe um ins Haus der Religionen zu gehen gibt es genug: zum Beispiel das 10-jährige Jubiläum des Hauses am Europaplatz oder das Orient Express Film Festival, das am Donnerstag den Dokumentarfilm 1489 zeigt. Als 2020 der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach erneut aufflammt, verschwindet Shoghakat Vardanyans Bruder im Krieg. Vardanyan beginnt zu filmen, sie zeigt die Suche, auf die sich ihre Familie begibt, die Ungewissheit, die sie quält. 19 Uhr, mit Gespräch und Apéro im Anschluss.

Wie formen die Krisen, die wir durchleben, unsere Identitäten? Die Performance Jidar – جدار  von Aws Al-Zubaïdy folgt der Suche nach einem verlorenen Gemälde des Vaters des Künstlers, das sich in ein grösseres Symbol für den Widerstand gegen Unterdrückung und den Kampf um Würde und Freiheit verwandelt. Freitag und Samstag im Tojo Theater in der Reitschule, jeweils 20:30 Uhr.

Stolz auf den rausgeschlagenen Zahn, wie könnten sie anders: Team Scheisse aus Bremen poltert durch den Dachstock. Samstag, Türöffnung um 20 Uhr.

Musikalische Experimentiersituationen am Freitag im Buffet Nord, TONTON wird ausgerichtet, auf dem Programm stehen NIKKO & Eftn, Claude Bühler & Yannick Mosimann und DJ Cio — hybrid heisst hier sowohl als auch.

Cafete goes mal wieder Garage, diese Woche am Donnerstag. Hyperdog aus Linz kommen, Good Life Service aus Biel ebenso. Beste Konzertreihe im Perimeter sagen wir. Ab 21:30 gehts los.

Kairo geht Cold Wave am Freitag mit Plague Pits und Accidental Sentimental auf der Trans-Europa-Express-Achse Züri-Bern-Paris. Lederjacken und Drumcomputer an bitte. 21 Uhr am Dammweg.

Im werten ETK-Buchspace erwarten uns am Freitag obskure Zeichnungen der Künstlerin Tanja Schwarz, «Kontrollverlust macht Arbeit» und der Apéro sei bereits kaltgestellt. Ab 18 Uhr Sulgenau.

Steven Julien (London) und Sassy J (Bern) in dem Mix, House, Jazz, Soul, Techno – und wären es die goldenen und nicht die beschissensten 20er, müsste es Expressionismus heissen. Auch mit Platten kann man malen. Donnerstag im Rössli.

Auch zugegen: Fred Frith.

Und schliesslich in eigener Sache: Zweimal Bar Regula Mittwoch und Sonntag. Wie immer ab 20 Uhr, wo die hormonell manipulierten Strassenkatzen aus Rumänien streunen, wo der Kaffe noch gratis und die Luft noch dick ist. Heute Mittwoch mit Electric Rastrello aus Rom oder La Chaux-de-Fonds. Am Sonntag mit Omni Selassi aus Brn Biu Lypezig und Hyper Gal aus Osaka, Japan.

Kulturbeutel #243

Wer mag noch arbeiten, wenn alles grad so gar nicht mehr zum Lachen ist? Sinnigerweise Clowns. Bestenfalls der Lieblingsclown. Johannes Dullin zeigt «Arbeiten» im Talgut-Zentrum in Ittigen, Samstag, ab 17:00. Und da die Sache längst ins Museum gehört, ist das logischerweise eine Ausstellung. Auf das Glück obendrauf werden freie Getränke gereicht.

Konzerte wie kreuz und quer, aus kleinen Gärten, Hinterhöfen und den dazugehörigen Garagen – divers bedeutet stabil. Auf der Anstadt gehen am Donnerstag in der kleinen Halle (im Ex-EWB-Magazin) die Lichter an. Lagerfeuer draussen und die Scheinwerfer drinnen. Drum Wife (Mexico City) und Gullet OBVS (Leeds) kommen mit Elektronischem und Drums. Doors sind um 19:00 und die Musik spielt ab 20:00.

Ein Vollmondkonzert mit Hannah_Heartbreak x NIKKO gibts am Donnerstag im Zent. Dazu einen veganen Mehrgänger (sechs) und wilde Weine. Eingefeuert wird ebenfalls, schliesslich steht im Bimano auch die schönste Indoor-Feuerstelle der Stadt (ab 18:30 und unter Reservation). Ebenfalls donnerstags im ISC gucken, ob man am stadteigenen dunklen Himmel die Sterne sieht, 400Tigers spielen vor Bracco (Paris).

Im Kairo ists immer schön und auch trotz Baustelle, also hin zu den besten Mohnspezli der Stadt oder am Freitag zu Delia Meshlir (Lausanne), die dort im Duo ihre Magien ausspielt. 20:30 Uhr.

Samstags dann Strass und Sternchen oben im Dachstock, Zoff Zorre mit Glitzer auf den Zähnen und also Forcefield Records Labelnight: Saharaa (Bern), Dibbasey (Zürich), Butterflyca (Bern), Schwule Mädchen (Luzern), Kumari b2b Dolce B (Luzern).

Grosse Affiche samstags in der Dampfzentrale: The Body & Dis Fig (Providence / Berlin) zur immer wieder neuen Frage, ob das noch Metal ist oder die Frage nicht vielmehr ganz und gar überflüssig. Dazu: Experimente mit Luft und Leben von Flötist*in und Pianist*in Ka Baird (New York City).

Weiter mit Gastro, in der Heitere Fahne steigt ab Sonntagmittag (bis 23:00) das Taste of Home Festival organisiert vom UNHCR. Yrgaalem und Domi kochen zusammen mit geflüchteten Menschen in der Heitern Küche und zaubern Eritreisches auf den Tisch.

Und weil das Wandbild nicht weg muss, sondern kontextualisiert gehört: Am Sonntag bekommen Interessierte Einblick in die Arbeit von Restaurator:innen, die sich ganz praktisch mit der Frage auseinandersetzen, was mit rassistischen Darstellungen etwa an unseren Haus- und Schulwänden passiert. Historisches Museum, um 12 Uhr oder um 15 Uhr. Im Historischen Museum läuft auch immer noch die Ausstellung zum Wandbild, das im Wylergut-Schulhaus nun entfernt wurde, weil das eine mögliche Lösung ist: Auch das Wandbild muss ins Museum.

u süsch uf lausanne chly ga luege

Und in eigener Sache: Bar Regula am Sonntagabend, 20. Oktober, the grande reunién pt. 2 mit Handle (Manchester) + SAN (Bern) + Charles Dubois (Angers), gratis Volxkaffee ecc. kommest ab 8 Musik ab 9.

Kulturbeutel #242

Warum stehen die Pyramiden von Gizeh in Ägypten? –

Heute ins Kino der Reitschule, zwei Filmemacher haben sich hinter den Widerstand gegen den G20-Gipfel gemacht. Das Resultat ihrer Langzeitbeobachtung lässt sich in «Wir sind so frei» sehen. Der Film begleitet Protestierende, er zeigt, wie sie Polizeigewalt, Inhaftierung und Strafverfolgung ausgesetzt waren und teils bis heute sind. Auch was sich seit dem Gipfel bewegte, sowohl auf Seite des kapitalistischen Systems und wie auch des Widerstands, wird dokumentiert. Um 20 Uhr.

Der Prozess will auch mitflimmern. Am Mittwoch ist Filmemacher und Anthropologe Andrea Bordoli zu Gast und bringt «Małni ⁠–⁠ Towards The Ocean, Towards The Shore» mit. Der Film umkreist den Ursprung des Todesmythos des Chinookan-Volkes im pazifischen Nordwesten und folgt zwei Menschen auf ihrer Wanderung durch die sie umgebende Natur und Geisterwelt. Bar ab 18 Uhr, Kino ab 20 Uhr.

Obwohl Tupperware-Parties bekanntlich nicht zu trauen war (friends laden dich zu sich ein, wo dir dann teurer Plastik aufgeschwatzt wird, den du kaufst, um sie nicht zu brüskieren), darf ein Versuch jetzt gewagt werden: Das Programm-Team von Tanz in Bern besucht Interessierte in ihrem Zuhause, gibt Einblick und weckt Vorfreuden. Das fast drei Wochen dauernde Festival beginnt am 23. Oktober und besteht aus Tanz und Performance, Diskussionen und Workshops. Tupperware-Abende diesen Mittwoch und Donnerstag, Anmeldung an willkommen@dampfzentrale.ch

Am Samstag dann zu ihnen ins Haus. Luft holen: Violeta García, Tizia Zimmermann, Tapiwa Svosve, Steve Buchanan, Robert Meyer, Réka Csiszér, Miao Zhao, Markus Kenel, Junge Eko, Hora Lunga und Elischa Heller sind WIRREN, zum zweiten. Gemeinsam bilden sie einen Körper, jeder ihrer Klänge steht für sich und ist gleichzeitig Teil des Ganzen. 20:30 Uhr in der Dampfzentrale.

Ein voller Abend wartet am Samstag auch im Buffet Nord. Donnergrollen von Wolfer, leichter und ausserirdischer wird es mit Konstant, Snaut stellen unter Beweis, dass witzlos nicht ernst sein muss. Und was wäre der Blumenstrauss ohne Schnittgrün – die DJs Mo Palido und Dactylola & Ereccan geben dem Abend Volumen. Ab 20:30 Uhr.

Die Veranstaltungsreihe «Arctic Voices» bietet diesen Monat Indigenen Stimmen und Geschichten eine Plattform. Das heisst: Joik, Kunst, Aktivismus und Widerstand. Am Freitag etwa zu Panel und Film ins Kornhausforum: The Arctic as Conflicted Region: Indigenous Rights and Geopolitical Interests. Auch ein Besuch im Museum of Contemporary Circumpolar Art (Stadtbachstrasse 8a) lohnt sich. Dort läuft die Ausstellung Arctic Voices: Indigenous Perspectives on Pasts, Presents and Futures noch bis am 8. Februar 2025. Sie gibt Einblick in die radikalen Veränderungen der arktischen Umwelt und die Auswirkungen des Kolonialismus auf indigene Gemeinschaften.

 – Weil sie zu gross fürs British Museum waren.