And the music never stops

Die Kirche als Schiff, die Jurakämme als mächtige Wellen. Irgendwo weit weit draussen, in der hintersten Ecke des Kantons Bern: ein altes Kloster. Viel zu gross geraten, man spürt noch etwas davon, dass mit Religion und Kontemplation nicht zuletzt auch Politik gemacht wurde. Hier wurde nicht nur gebetet, sondern auch geherrscht. Ein territorialer Anspruch auf 930 Metern über Meer.

Ende des 19. Jahrhunderts war es dann endgültig vorbei mit dem Machtgehabe in Bellelay (hätte eh niemand mehr ernst genommen), seither dienen die weitläufigen Hinterwald-Gemäuer als Psychiatrie. Die Barock-Kirche: fast vollständig leergeräumt. Seit bestimmt sechzig Jahren finden darin Kunstausstellungen statt. Das funktioniert nicht immer gleich gut, dieses Schiff transportiert immer noch einiges an Fracht, auch wenn hier nicht mehr gepredigt wird.

Seit diesem Jahr ist die Kulturinitiative neu aufgestellt, nun wechselt sich die Bespielung biennal ab: Ein Jahr darf die Musik den tollen Raum beanspruchen, ein Jahr die Kunst. Dieses Jahr ist eigentlich die Musik dran – aber die Kunst hat sich ganz frech nochmal mit hineingeschlichen. In den Seitenschiffen stehen ein paar Beamer, eingerichtet von Karin Wegmüller und Aufdi Aufdermauer von der legendären videocompany. Sie haben ein paar Lieblingsvideos ausgewählt, in denen Musik eine zentrale Rolle spielt, von älteren und jüngeren Weggefährten. Sehr umsichtig und unaufdringlich ist das, eine Installation ganz im Dienst der Werke. Ein Zwitschern führt von Nische zu Nische, wo nacheinander Augenzwinkerndes und Nachdenkliches, Lautes und Leises von Luigi Archetti, Mayo Irion, Daniela Keiser, Zilla Leutenegger, Lutz / Guggisberg, Elodie Pong, Anne-Julie Raccoursier, Pipilotti Rist, Dieter Roth, Christoph Rütimann, Julian Sartorius, Max Philipp Schmid, Roman Signer und Rudolf Steiner an die Wand geworfen wird. Kunst- statt Gottesdienst. Und die Ruhe des Kirchenraums tut ein übriges, dass man gern ein wenig länger verweilt.