Come together, right now

Tick tick tick, Corona makes you sick? Corona makes you click. Der Bund, grad: +++ Konzert-Veranstalter rebellieren +++ Corona-Fall in der Armee +++

Rebel, rebel!

You love bands when they’re playing hard
You want more and you want it fast
They put you down, they say I’m wrong
You tacky thing, you put them on
Rebel rebel, you’ve torn your dress
Rebel rebel, your face is a mess
Rebel rebel, how could they know?

Sorry David, fun is cancelled. Muss das sein? fragte die FAZ stellvertretend schon letzte Woche mit Blick auf Mailand, wo längst alle Museen und Konzerthäuser zu sind, zusammen mit den Kirchen. Was das Feuilleton ein wenig theatralisch fragen liess, ob die Leute denn nun in den Konsumtempeln Trost finden sollten, wo ihnen Kultur und Religion verschlossen sind. Da sind die Berner*innen immerhin ein wenig pragmatischer, wie man auf der Webseite des Naturhistorischen erfährt:

Die bernischen Museen unterliegen der Weisung, dass der Ausstellungsbetrieb dem Warenhausbetrieb gleichgestellt ist. Das heisst reguläre Ausstellungsbesucherinnen und -besucher können die Ausstellungen frei und ohne Einschränkungen besuchen. Wir freuen uns, Sie bei uns im Haus zu begrüssen.

Noch ein Zückerchen in Sachen Weisungen, Risiken und Nebenwirkungen? Die Literaare kommunizierte wie folgt:

Nach Konsultation der Behörden steht fest, dass wir das Festival durchführen können, wenn wir garantieren können, dass keine Gäste – ob Künstlerinnen oder Künstler oder Publikum – sich in den letzten zwei Wochen in von Covid-19 betroffenen Gebieten aufgehalten haben.

Ist mir ehrlich gesagt ein wenig schleierhaft, wie man das als Kulturveranstalter garantieren soll – indem man die Geolocations des Handys ausliest? Dann hätten wir relativ rasch chinesische Verhältnisse:

Users sign up for the «close contact detector» app by registering using their phone number, name, and ID, and then scanning a QR code on their smartphones. The app will tell them whether they’ve been in proximity to someone who has been infected—which can mean family members or coworkers, as well as strangers on public transit. If a user is found to have been in close contact, and therefore could be sick or contagious themselves, the app recommends self-quarantine and an alert to local health officials.

Hierzulande wäre die einzig konsequente Lösung diejenige, für die sich das Orchestre de chambre de Lausanne entschieden hat – das nächste Konzert findet nämlich vor leeren Rängen statt und wird live in die warmen und viral eingedämmten Stuben gestreamt. Kulturelle Geisterspiele, irgendwie sehr 2020. Und so ist das derzeit ein eigentlich ziemlich lustig mit anzusehender Eiertanz zwischen Bevormundung und Eigenverantwortung. Wenn es eben nicht schon längst ans Eingemachte ginge, bei vielen Veranstaltern. Und damit zurück zum Ticker: Wie steht’s denn nun mit der Rebellion?

Die erschöpft sich gerade in Petitionen, Medienmitteilungen, Katzenjammer. Die Swiss Music Promotors Association (SMPA) fordert Bundeshilfen, viele andere fordern zumindest ein bisschen weniger Willkür (warum gilt in Frankreich die Obergrenze von 5000 Personen bei Veranstaltungen? Ah ja, ist ja auch ein grösseres Land) und eine baldige Normalisierung der Situation, falls sich Covid19 einigermassen zivilisiert benimmt in den nächsten Wochen.

Es ist wie immer (und es ist ein wenig wie beim Virus): Die Schwächsten trifft es am schnellsten und härtesten. In Zürich empfehlen die Behörden nun, Veranstaltungen mit vielen Personen in engem körperlichem Kontakt in geschlossenen Räumen nicht durchzuführen – das zielt auf Clubs. Und in den Kommentaren auf Facebook meint jemand, dann sei es nun wohl auch vorbei mit Pendeln im Zug. Konsequenterweise: ja. Aber behördliche Empfehlungen folgen ja nicht letzter wissenschaftlicher Konsequenz, sondern einem gesamtgesellschaftlichen Schacher – welche Massnahme kostet wie viel? Wo ist mit Akzeptanz, wo mit Aufstand zu rechnen? Und wer würde den Aufstand proben – beziehungsweise wirkmächtig orchestrieren? Den ÖV schliessen? Würde sich keine Entscheidungsträgerin trauen. Veranstaltungen aber: sind ja verzichtbar. Es ist die elendeste (und uralte, buchstäblich) Vorstellung von Kultur und Nachtleben: ein nettes Surplus, Deko im sozialen Gefüge. Kann man auch mal weglassen, funktioniert ja sonst alles weiter wie gehabt. Das Virus übrigens, es feiert mit.