Der Teufel und der Aufklärer

Seit ich wegen dieser Sache mit dem Notstand und so arbeitslos geworden bin, verbringe ich meine Zeit vermehrt entweder beim Spazieren draussen in der Natur, oder auf Youtube. Youtube ist temporär sowas wie mein neues Lieblingslokal geworden und das ist zwar nicht sehr erfreulich, aber ich freue mich trotzdem, wenn ich in diesem neuen Lieblingslokal auf Akteure aus der Berner Kultur treffe, die üblicherweise auf den richtigen, also den physischen Lieblingsbühnen der Hauptstadt unterwegs sind.

Zum Beispiel bin ich dort Johannes Dullin begegnet, dem vielleicht lustigsten in Bern lebenden Mann. Zuletzt live gesehen habe ich den Komiker, Autor, Regisseur und was weiss ich noch an einem von der Dampfzentrale kuratierten Abend in einem Gewächshaus irgendwo über der Aare. Es war kalt und nass und Dullin hat das ruhige Sonntagabend-Publikum zum Lachen gebracht, ohne ein einziges Wort zu sagen. Und jetzt bin ich also auf Youtube wieder über ihn gestolpert. Da gibt es nämlich Ausschnitte aus seinem neusten Stück «Johannes Dullin spielt den Teufel», aufgenommen im Tojo Theater der Reitschule, wo Dullin im Februar auf der Bühne stand und eine Stunde lang professionell lustig war.

Während Johannes Dullin auf Youtube den Teufel spielt, spielt ein anderer ebenda den Aufklärer: Emanuel Bundi erklärt uns die Welt und das Virus und wie Tampons mit Applikatoren funktionieren. Das letzte Mal, als ich den Literaten, Performer und was weiss ich noch live gesehen habe, war das wohl eines Abends am Küchentisch in meiner WG, gänzlich unkuratiert wird er den Anwesenden irgendwas erklärt, ein, zwei Witze daneben gehauen und dann doch alle zum Lachen gebracht haben. So oder ähnlich muss es gewesen sein, genau erinnere ich mich nicht. Und jetzt also ein Wiedersehen online: Bundi richtet in einem schön komponierten und gut performten Video seinen kritischen Blick auf die Weltlage, auf Moral und Medien. Hinter ihm stapelt sich Klopapier und vor ihm seine Worte auf A4 gedruckt, wie gewohnt in klingendem Berndeutsch vorgetragen und auch der Bundi vermag einen zum Lachen zu bringen. Für einmal halt nicht am Küchentisch oder auf einer unserer liebsten Berner Bühnen, sondern auf Youtube.

Wie Johannes Dullin den Teufel spielt, kann man sich nicht nur auf Youtube, sondern auch auf Vimeo anschauen und dort sogar in voller Länge. Und Emanuel Bundi ist in seiner noch jungen aber steilen Youtube-Karriere bereits zum Influencer aufgestiegen und macht jetzt Werbung für Möbelhäuser