Gut im Gespräch, der Kaiser. Und es haben sich alle eingefunden im Rössli: Die alten Weggefährten, die jungen Bewunderer und jener Teil einer angegrauten Szene, der sich um das bisschen Vorplatzdreck am Lederschuh noch nicht zu schade ist. Dnepr tauft.
«Kennst du die geile Story vom Kaiser eigentlich?» kommt einer, der mich als jungen Bewunderer aussortiert und um die Mythenpflege besorgt scheint. Dabei ist sie doch letzthin so gerne aufgekocht worden, die Playback-Story von 1987. Wäre das Ding Spinat, wir wären alle längst tot. Und manche Dinge altern schneller als ihre Erfinder.
Denn der Kaiser ist in Form. Und Dnepr spielt auf Angriff: Seine unter dem Titel «Songs Of No Return» zusammengefasste Nachtwache donnert in ihrer Ganzheit über die staunende Gemeinde, zwölf Vigilien von formaler Eigenwilligkeit, getragen von den Maschinen im Hintergrund und Kaisers kompromisslosem, bald elegischen, immer zupackenden Gitarrenspiel. Von einer seltsamen Digitalverzerrung und dem satten Drumsound aus der Dose. Trockener ist zum Schluss nur der Humor des Solisten: «Ihr habt einen komischen Musikgeschmack» meint er ins Publikum.
Ein Publikum, das eben auch zum Achtzigerjahre-Schwelgen gekommen ist. Und so träumt man sich bisweilen in einen anonymen Keller weg, nach Ulaanbaatar oder Dnipropetrovsk, irgendwohin, wo man keine Sau kennt und sich in Ruhe dem performativen Sog dieser Rock-Dekonstruktion ergeben könnte.
Umso erfreulicher deshalb, ist das neue Werk bei Everest daheim. In bester Gesellschaft jener, die auch keine Zeit haben für die immergleichen alten Geschichten.
«Songs Of No Return», Everest Records.