«Jetzt, im trügerischen Schein eines erhofften Endes der Pandemie» – das Performance-Festival Bone weiss um den seltsamen Ausschnitt von Gegenwart, den es dieses Wochenenende in der Grossen Halle bespielen wird. Bone entgegnet mit Club und kommt mit allerlei menschlich-urbanen Fragen an. Es ist so kompliziert, dass man sich am besten mittendrin verliert: In Inklusion und (Post-)Ekstase, im Club als Rückzugsort, im Club als Zukunftslabor, im eigenen Körper, dem Bass und im Tanz natürlich. Und im Schneckenschleim an den Rändern. Da muss die Dringlichkeit nicht herbeitheoretisiert werden: Gerade die Pandemie stellt dem Wunsch nach bedingungsloser Ekstase und Entkrampfung die Frage nach Achtsamkeit und Ausschluss deutlich hörbar gegenüber.
Ob De_Hybernation oder doch Pre_Hybernation – jetzt erst recht, scheint das Programm mal zu flüstern, dann zu schreien – und präsentiert Schätze, von denen manche an heller leuchtenden internationalen Kulturstätten im Veranstaltungsverbot verlorengegangen sind. Einige Hinweise:
Mit den gottverdammten Gitarren als Fanfaren für einen Weltuntergang, der auch als erfahrbare Welt von Möglichkeiten gedacht werden kann – statt als ultimativen Panikraum. Mit viel Nebel. Weltpremiere: «DOOM» von Layton Lachman und Samuel Hertz. Eine dreistündige Performance-Installation im Loop, drop-in, drop-out. Freitag 26.11. 18:30 bis 21:30. Als Filmversion ebenfalls Samstag 27. und Sonntag 28.11. und online.
Wie Fremdsein, Anderssein, Orientalischsein verknüpft sind, das erforscht Ceylan Öztrük in ihrem Spiegelkabinett. Zusammen mit Schirin Ghazikavilli begreift sie den orientalischen Tanz als Möglichkeit zu fragen: Was passiert mit dem Körper, wenn er morgens verwandelt aufwacht, als Gemeine Küchenschabe, blatta orientalis? Wie kommt er durch den Tag, wie sieht er sich und wie ihn andere? Kann er fremd bleiben? Kann er Platz nehmen? Kann Anderswerden auch Ermächtigung sein? «Orientalien» von Ceylan Öztrük. Performance und Installation, 60 Min. Englisch mit deutscher Übersetzung. Samstag, 27.11., 20:30 Uhr.
Der Archipelagogo-Club – macht er Wände unsichtbar oder doch unsichtbare Wände ins schier endlose Gewüst der Grossen Halle? Die Clubnacht als Experimentalfeld von Exzess und Zerbrechlichkeit, zuvorderst für queere PoC und mit offenem Visier für alle verkörperten Möglichkeiten des Sich-Verlieren-Wollens und Verlorenseins. «Archipelagogo Club vol.IV», angerührt von Mighty, mit DJ-, Live-Sets, Videoarbeiten und Performances von ven3mo, Soungou, KA-RABA, nGblk, ACA*Butler und AuthessX. Samstag, 27.11. von 22 bis 6 Uhr.
Der Sonntag endet im Lärm: Mykki Blanco und Samuel Acevedo haben sich in New York City getroffen und legen Ideen zusammen für eine gemeinsame Performance. Optimistisches Aussenseiter*innentum, Schwarze Poesie, Rap, queerer Aktivismus, Gothic und Heavy Metal aus Lateinamerika. Noise wäscht den Kopf, ein Ritual beschliesst den Tag. «Expat» von Mykki Blanco und Samuel Acevedo. Performance, 40 Min. Englisch. Sonntag, 28.11., 21:00-21:40 Uhr.
Das gesamte Programm hier.