Et in Arcadia ego

Moritz Achermann wagt sich in die Ferien. Eine Postkarte aus Cinque Terre.

In einem Anfall von Ferienstimmung und romantischer Italiensehnsucht entschied sich der Autor an einen Ort zu reisen, der ihm schnellstmöglich eine Maximalberauschung an Italianità versprach. Nach einer kurzen Google-Bild-Suche befand er, dass Cinque terre dieser Ort sein müsse und begegnete den freundlich warnenden Hinweisen aus seinem Umfeld mit einem zuversichtlichen «Wird um die Zeit sicher noch nicht so schlimm sein».

Nach halbstündigem Schlangestehen zur Erlangung einer Cinque terre Card sieht er seine Hoffnungen bereits an den Grund des ligurischen Meers sinken und muss ernüchtert feststellen, dass die Region wohl spätestens seit ihrer Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe in der Vorhölle des Massentourismus gelandet ist. Im Zug nach Monterosso schämt er sich, in Kracht’schem Selbstekel, ein weiterer Schweizer unter den vielen Schweizer*innen zu sein, die mit ihrer Anwesenheit ganze Landstriche Norditaliens verwüsten. Und als er endlich angekommen ist und die traumhaft schöne Küste mit ihrer tiefblauen See und den pittoresken Dörfchen beschaut, kann er darin nur noch die Vulgarität einer zehn Kilometer langen Instagram-Kulisse erkennen.

Trost findet er nun ausgerechnet beim Wandern auf dem Küstenpfad nach Vernazza, wo er sich ob der körperlichen Ertüchtigung, den freundlich grüssenden US-Hiker*innen und den apokalyptischen Klangwelten eines wegelagernden Akkordeonisten freut. Vollends gehoben wird seine Stimmung dann von der ligurischen Küche und dem abendlichen Treiben in der wunderbaren Hafenstadt La Spezia.

PS: Beim Baden in der Grotte von Porto Venere war der Autor so ergriffen, dass er fast ein Sonett geschrieben hätte. Zum Glück nur fast.