Hey was bisch am mache, Barbara Boss?

«Sorry, konnte gestern das Telefon nicht abnehmen, einen Tag lang Sitzungen – Boss ist busy. Verschieben, Beantragen, Beanstanden, Nachhaken … Kollege Röhrenbach und ich nennen das mittlerweile gar nicht mehr Corona-Admin, sondern Krisenmanagement. Manchmal legt sich eines von uns aufs Sofa im Atelier und liest dem andern etwas vor, zurzeit Kummers ‹Von schlechten Eltern›. Aber sonst: Häufen Arbeit für wenig Geld. Klar bin ich hässig! Gerade versuchen wir, ausgefallene Gastspiele in vier verschiedenen Kantonen entschädigen zu lassen, Föderalismus-Exegese sozusagen. Wenn ich damit alleine wäre, hätte ich schon im April den Bettel hingeworfen. Aber der Kontakt mit meinen Leuten ist wichtig, der Austausch mit den Künstler*innen, im Atelier sein soviel wie möglich. Manchmal ist man auch psychologisch gefordert, nicht alle kommen mit der Situation gleich gut zurecht. Und eins kann ich dir sagen: Das geht noch ein rechtes Bisschen so weiter. Was jetzt akut ist, schleppen wir im Kulturbetrieb bis mindestens 2024 mit. Können wir über etwas anderes reden? Zum Beispiel über die Liebe. Auf dem Foto unten siehst du diesen Balkon am Viktoriarain, da lauf ich fast jeden Tag dran vorbei und freue mich seit dem Frühlingslockdown über die Leuchtbuchstaben: d Liebi gwinnt äbe geng. Nebenher arbeite ich in der Pflege im Spital, irgendwie muss man ja die Miete zahlen. Und im Gegensatz zum Kulturbetrieb, wo Corona eher eine abstrakte Angelegenheit ist, kommt man auf der Station mit dem Gegenteil in Berührung. Es gibt nichts zu jammern, besser hässig bleiben. Und das bedingungslose Grundeinkommen wünsche ich uns allen.»

Barbara Boss macht Theater, organisiert Kultur und schreibt Texte. Die Leuchtschrift am Viktoriahain sei übrigens seit gestern spurlos verschwunden.

KSB telefoniert mit Kulturmenschen und fragt, was gerade geht. Und was nicht. Dazu gibts den letzten Schnappschnuss von der Handykamera. Die Prepaid-Kosten für dieses Gespräch belaufen sich auf 0.87 Franken und werden von der Gemeinschaft der KSB-Gönner*innen getragen.