«Gerade zurück vom Schlitteln, du erwischst mich im Engadin. Aber eigentlich ist das nicht wirklich meine Arbeitsrealität – ich hatte vor diesem Kurztrip seit Monaten nicht mehr in einem mir nicht vertrauten Bett übernachtet, sonst ist vor allem Stay-at-Home angesagt. Das ist in anderen Jahren natürlich anders, wir sind ja viel unterwegs zur Vorbereitung des Festivals. Ich bin im Fall nicht in den Ferien, habe heute schon gezoomt mit Spanien, Estland und England. Es ist ja gerade eine heisse Phase in der Vorbereitung, nun müssen die Dinge konkret werden, wir müssen Verträge machen, Hotels buchen und so weiter. Gibt also viel zu tun, wie jedes Jahr. Nein, eigentlich viel mehr als in einem normalen Jahr, wir organisieren ja eigentlich quasi mehrere Festivals gleichzeitig, weil wir nicht wissen, wie die Situation sein wird im Mai (save the date! 5. bis 16. Mai 2021). Man muss auf alles vorbereitet sein. Es ist schon seltsam, mit Künstlerinnen und Künstlern aus anderen Ländern im Kontakt zu sein derzeit, es gibt ja auch Länder wo Theater irgendwie noch stattfindet; in Estland zum Beispiel, aber da müssen dann alle um 21 Uhr zuhause sein. Das will ich mir lieber nicht vorstellen als Option fürs auawirleben, aber wir spielen natürlich vieles durch. Wir hoffen jetzt mal, dass wir auf die Essenz des Zusammenkommens nicht verzichten müssen, das macht das auawirleben ja aus. Ein Festival zu machen ohne Bar, ohne sich um den Hals zu fallen… Und immer hat man die Angst im Nacken dass am Schluss alles noch abgesagt wird, das ist schon ermüdend. Vor allem nach letztem Jahr, als wir uns gesagt haben: War ja auch ein Glück, dass wir zu den ersten gehört haben, die es getroffen hat – dann haben wir es wenigstens durch und können 2021 wieder ein richtiges Festival machen. Aber es gibt auch viele gute Momente, gestern gerade hatten wir einen sehr schönen Zoom-Call mit einer englischen Künstlerin, mit vielen tollen Ideen auf beiden Seiten, wie man das machen kann, wie sie trotzdem präsent sein kann, wenn sie nicht anreisen kann. Corona war diesbezüglich auch ein Anstoss, Sachen auszuprobieren, wir haben ja Ende letztes Jahr einen Aufruf an Berner Berner Theater- und Tanzschaffende gemacht, Partnerschaften Änet em Bärg auszuprobieren: Kollaborationen mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern, mit dem Ziel, ein Projekt auf Distanz zu entwickeln. Im Moment haben wir noch keine Ahnung, was dann im Mai sein wird: Darf niemand einreisen, aber wir dürfen Theater veranstalten? Oder dürfen wir nichts vor Publikum zeigen, aber die internationalen Gruppen könnten kommen? So wie wir es im Moment planen, wird es viel draussen oder in grossen Räumen geben, und es wird auch einige Dinge für zuhause geben. Ich bin tatsächlich in freudiger Erwartung – heute sind die ersten Plakatentwürfe gekommen: Das ist für mich ja immer wie ein Ultraschallbild vom werdenden Kind.»
Nicolette Kretz macht die Gesamtleitung vom auawirleben. Und freut sich auf die Zeit, wenn wir all die Distanzmassnahmen mit spontanen Zungenküssen kompensieren werden.
KSB telefoniert mit Kulturmenschen und fragt, was gerade geht. Und was nicht. Dazu gibts den letzten Schnappschnuss von der Handykamera. Die Prepaid-Kosten für dieses Gespräch belaufen sich auf 1.10 Franken und werden von der Gemeinschaft der KSB-Gönner*innen getragen.