Gestern abend, Kultur macht Pause. Im Reitschulhof ist noch einmal Sommerfeeling, entspanntes. Quasimediterrane Entschleunigung. Und im Tojo hinten lädt Trade Sachs zu The Big Break. Klar, wir brauchen wohl alle mal eine Pause. Vom Leistungsgesellschaften. Von den Ambitionen und von den Konditionen. Und vor allem: vom ewigen Müssen. Also wagt die junge Theatertruppe – wieder mal – ein Bühnenexperiment. Und zwar eines mit eingebautem Spiegeleffekt: Wenn die da vorn sich fragen, was man denn eigentlich muss, als Theatermacher (zumal wenn man für seine Ideen keine Subventionen mehr bekommt), dann schlägt die Frage ziemlich rasch auf das Publikum zurück. Was muss man, wenn man ins Theater geht? Ruhig dasitzen und aufmerksam sein? Oder darf man auch mal raus, eine rauchen? Oder soll man sogar aufstehen, auf die Bühne kommen, mitspielen? Die Truppe gibt ein paar Regeln vor, in der Folge verliert sich der Unterschied zwischen Performerinnen und Zuschauern dann zusehends. Erlaubt ist, was Spass macht. Und wenns keinen mehr macht: Apfelmus.
Das grosse Lustprinzip: Es führte allerdings nicht zu Anarchie, sondern eher zu leiser Melancholie. Psychogramm des Late Capitalism, wohl. Es wurden leise Geschichten erzählt, Lagerfeuerspiele gespielt, Briefe verschickt. Jemand hatte Lust, mal hinter statt immer nur vor der Bar zu stehen. Funktionierte gut. Irgendwann wurde die Musik lauter, der Tanz blieb verhalten. Change your habits, change your drugs.
Bisschen schade, dass es keinen Verweis auf die grosse Corona-Pause gab, die wir grad hinter uns haben. Die hat uns doch irgendwie etwas gelehrt – oder nicht? Dass wir am Schluss mit herzerwärmender Naivität aufgefordert wurden, nach Pauslandia mitzukommen, blieb so ein wenig kraftlos. Dass das schon klappen wird mit der anderen Welt, wenn sich immer mehr Menschen anschliessen. Kitkat. So einfach wirds wohl allerdings nicht mit der Utopie, wenn man bei Pausen gleich an Süsses denkt.
Insta/nofilter: unverdaute, betrunkene, nachtwache Kultureindrücke. Rausgeschossen als gäb’s kein Morgen (dabei gibt es natürlich immer eins).