Irrsinn und Vertrauen

Eine dringende Ausstellungsempfehlung, zur Weltlage und zum Wirgefühl. In der Solothurner Altstadt – ja sowieso immer einen Ausflug wert – ist noch bis Ende dieser Woche eine kleine feine Ausstellung rund um die irgendwie Andere Wahrheit zu sehen. Die kommt ja gerade in allerlei Verkleidungen daher: als Fake News, als alternatives Faktum, als Hoax – oder, wenn sie es richtig bunt treibt, als Verschwörungstheorie. Flo Kaufmann (der selber eher als Romanfigur denn als realer Kunst und Krempelschaffender durchgehen würde) hat eine buchstäblich irre Schau zusammengetragen, eine dreistöckige und mindestens ebenso vielschichtige pure Lust am Fabulieren, Grauzonenausloten, Bären aufbinden und auch wieder herunterholen.

Zum Beispiel als Reise auf die Basis211 von Claudia Antonius und Jörg Jozwiak aus Wien, tätig am selbsterklärten Institut für Intersinnforschung. Oder mit der Frage, ob man die schöne Nefertiti hacken darf, wem Kunstdenkmäler gehören und ob es so etwas wie ein Original heute noch geben kann – beziehungsweise wie originell das Diskutieren solcher Besitz- und Deutungshoheitsansprüche denn noch ist, ausserhalb altbackener Museumsmauern.

Und wie um das ganze Fakt-Fiktions-Durcheinander zu veranschaulichen, gerät man beim Nachlesen gleich ins enzyklopädische Dickicht. Der Hoax ist wunderbarerweise mit Hokuspokus verwandt, liest man auf Wiki. Und er hat, glaubt man der deutschen Redaktion, allerlei Verwandschaft:

Ein Hoax kann auch in Form der Zeitungsente oder als Urban Legend auftreten. Auch ein Aprilscherz hat oft die Form eines Hoax.

Im Englischen würde man dagegen klarere Verhältnisse bevorzugen:

A hoax is a falsehood deliberately fabricated to masquerade as the truth. It is distinguishable from errors in observation or judgment,[1] rumors, urban legends, pseudosciences, and April Fools› Day events that are passed along in good faith by believers or as jokes.


Es ist eine Krux. Aber auch eine Freude – was wäre die Welt ohne gute Geschichten, ob sie nun stimmen oder nicht. Wäre das nicht eine schöne kurze Definition von Kunst? Die mutwillige Verwischung der Grenze zwischen Fakt und Fiktion, der unaufhörliche Tanz auf dem prä/postfaktischen Vulkan.