Heute geht’s also los im Verfahren gegen Weinstein. Man darf so einige Geschmacklosigkeiten erwarten im Versuch der Verteidigung, Machtmissbrauch als State of the Art World hinzustellen. Vorgeschmack gefällig? «If you don’t want to be a victim, don’t go to the hotel room» blaffte die Verteidigerin noch vor ein paar Tagen in die Journalistenmikrophone. Auch eine Perspektive. Aber sie fühlt sich doch sehr wie aus einem früheren Jahrtausend an.
Gibt’s das auch bei uns? Bestimmt. Aber bestimmt nicht überall. Das Auawirleben zum Beispiel hat dieser Tage ein Manifest rausgehauen, um zu erklären, wie das funktioniert im Umgang miteinander – auch und eben insbesondere in der Kunst.
Gewalt, sexuelle Übergriffe, Machtmissbrauch und uneinsichtig diskriminierendes Verhalten akzeptieren wir nicht.
Schlimm genug, dass man das heute so manifest sagen muss. Gerade unter dem bemerkenswerten Titel «Kunst ist keine Ausrede» – natürlich nicht! Alles andere als, oder? Aber gerade die Theaterwelt hat da noch einige Leichen im Keller. Auadiesesverdammteleben – ja, man muss es immer noch und immer wieder sagen. «This is not a referendum on #MeToo», meinte der Richter im Weinstein-Fall übrigens seine Geschworenen instruieren zu müssen. Er mag nach reiner juristischer Lehre recht gehabt haben, nach dem Stand der Dinge da draussen aber nicht. Referendum: A proposal which must be carried back to the people. We, the people. Und obigen Satz aus dem Manifest machen wir zu einem so selbstverständlichen Teil des Gesellschaftsvertrags, dass sich unsere Kinder bald mal fragen, warum wir das überhaupt da rein geschrieben haben.