Kulturbeutel #136

Galizia empfiehlt: Eingehendere Beschäftigung mit dem Baum, dem Mammut der floralen Zeitrechnung. REA und Yannick Mosimann widmen sich in They witness time in longer intervalls mit blosser Stimme und filmischen Mitteln der Dehnung der Zeit: Wie sie sich anfühlt, von den Bäumen aus gedacht. Sechs Stunden Auseinandersetzung und Austausch mit der Baumzeit, am Freitagabend ab 18 Uhr in der Dampfzentrale. Man kann rein und raus wie es einem beliebt, deswegen um 20 Uhr auch zu Natascha Moschinis silent touch, agility of fear – und der Frage, wie Intimität in die künstlerische Arbeit Einzug halten kann. Moschini arbeitet mit klassischen Horror-Erzählungen und gibt Einblick in ihren aktuellen Schaffensprozess. Am Samstag dann, immer noch da unten, diskutiert Barbara Bleisch mit der strengen Miriam Cahn über Körper und Gewalt, Kunst und Verletzlichkeit, schliesslich auch: über die Möglichkeit eines guten Zusammenlebens. 20 Uhr.

Der Urs empfiehlt: Den Wilden Westen – die Weiten der Prärie bieten sich nicht nur als zeitlose Chiffre zur Verhandlung der Möglichkeit auf eine offene, bessere Zukunft an, sondern auch als Handlungsspielraum real bestehende Probleme anzugehen. Jane Campion erzählt in ihrem neuen Western The Power Of The Dog von fatalen Rollenbildern und der Archaik einer Bruderfehde. Dabei beschleicht einem das Gefühl, dass der Weg zur Erlösung wohl nicht über die simple Verklärung der Utopie (Paradies) zu erlangen ist – doch aber mit Haut und Haar durch die Scheisse hindurch und an wenigstens etwas mehr Licht. Im Kino Rex und dem Kellerkino, immer mal wieder diese Woche, beispielsweise in letzterem morgen Mittwoch um 20:30 Uhr.

Mirko empfiehlt: Aus dem selber gestohlenen Samtkoffer und schon heute, 19 Uhr – come quiet, go drone: Ein geheimniskrämerisches Doppelkonzert. «Suicide Tuesday» Nummer Null mit den famosen Nina Harker (aus Metz) und Eyal Talmor (aus Leipzig), die wie die letzten ihrer Gattung durch ein zerfranstes Europa reiten und kurz Halt machen im scheisskalten Bern. Wer vorbeikommen möchte, die* melde sich doch bei uns für eine akkurate Wegbeschreibung. Am Donnerstag dann bei Ballostar Mobile an der Sägestrasse 76: Doppel zwischen Ruven Stettler und Floyd Grimm, «Resident Evil», zwischen 14 und 22 Uhr

Ferner empfiehlt sich eine Batzenspende an das Projekt «Rêves Sûrs», das eine Lücke in der Berner Gassenarbeit füllen soll und jungen Menschen ohne Obdach einen sicheren Schlafplatz ermöglicht.