Kulturbeutel #199

Wyss: Eine Kollaboration, die eine Erklärung verlangt: Der Jodlerchor Lorraine-Breitenrain und Nina Burri, die Schlange mit den eindringlichen Augen, zusammen auf einer Bühne. Vielleich während, vielleicht nacheinander. Und dann erst noch in der Aula des Gymnasium Kirchenfeld. Aufgelöst: Es kann nur Verwandtschaft sein, die zu derartigen künstlerischen Zusammenspielen ermutigt. Darum los, am Sonntag um 17 Uhr.

Galizia: Corso total! Es war einmal ein Sexkino und wir trauern natürlich auch um diesen Verlust auf der Weltkarte. Dafür sehr schön der Ersatz: Es gibt dort jetzt Kunst und ein recht sympathisch vielstimmiges Programm. Zum Beispiel gross Fest von Donnerstag bis Samstag mit Magic Henä, 5 Liter Eistee, M$G, Nathalie Fröhlich, Portakal Radikal und Popy Caste. Am Seidenweg 5A im alten Saal und vorher vielleicht Stängelen im Chlyne Hecht?

Schwab: Es erreichen uns ausserdem vermischte Konzerthinweise nebst Einladungen auf Risotto. Am Freitag brandet Angeschwungenes aus dem Progr, eingefädelt vom sachverständigen Musikbüro Jazzwerkstatt treffen aufeinander eine angereicherte Keenan Ahrends Group und Garn, das neue Projekt des Badener Bassisten Claude Meier. Place Victor, Progr Ost ab 19:30 Uhr. Die Verheissung des Neuen auch in Bad Bonn, ebenfalls am Freitag: The Boomerz spielen ein erstes Konzert, mittendrin Melissa Kassab, rundherum Risotto Carnaroli und eine literarische Perfomanz von Myriam Wahli. Ab 17:00. Und auf die Sonntagsbirne gibts in der Cafete «zärtlich geradeheraus und crunchy schlagzeug mit akkordeon und ernst aber nur manchmal», Garage, Punk, Pop, aber betont soft und mit akademischem Hinterausgang: Diva Daneben sowie Gránátèze aus Dresden und NaN aus Berlin. Ab 20 Uhr.

Urs Rihs: «Sister*Hood», Ausstellungs- und Performancetage in der Irma Republic (Room for art and social anthropology) Altikofenstrasse 26, Worblaufen (das schönste Haus im Quartier). Freitag bis Sonntag und mit Stationen im nahegelegenen Gosteli Archiv zur Geschichte der Frauenbewegung. Pendeln in der Peripherie, Varietät den Methoden, zwischen Kunst und Sozialwissenschaft – kuratiert von Simone Gilles Nyffeler und Ursina Leutenegger. Die Irma Republic ist ein neuer Ort der Kunst, bewusst zentrumsfern und mit vierteljährlich wechselnden Ausstellungen. Artists an der Sister*Hood: Beth Dillon, BiglerWeibel, Latefa Wiersch, Jazmin Taco, Olivia Abächerli, Saskia Winkelmann und The Gardeners of The Sixt Mass Extinction. Start am Freitag ab 16:30 im Gosteli Archiv.

Tim Kummer: Systemkoller? Im Rössli gibts am Donnerstag immerhin schon die Dekonstruktion vom Club, irgendwie. Soungou, Mossy und Hausvrau transformieren. Spätkapitalistische Wut zu symbiotischem Loslassen, Kitsch zu High-Kitsch und Techno mindestens zur multiformalsten revolutionären Klassenmusik der Zukunft. Kunstpelz empfehlenswert.

In der eigenen Gilettasche: Das KSB Culture Magasin macht Musik dh beste Popverwicklungen und Schrott mit den CDJs Nurse Rihs, Glacial Express Lea A und Micro Schwan: Clubliteratur im soso, da treffen Arrivierte, Desillusionierte, Frühreife und Nachtaktive aufeinander, Literaturen für Menschen mit und ohne Wikipediaeintrag, Sternstaub in the name of poetry and politics, da lesen Christina Caprez und Yael Inokai und sie diskutieren feministische Perspektiven, natürlich mit X Kisz Schneeberger, beste Host wir wissen. Und hinterher eben das. Lesung um 20:30, Club ab Mitternacht.