Ursi empfiehlt: Ist zwar schon seit Dezember im Universum, das DJ-Set von Sassy J für Radio Raheem, der musikalischen Sternschnuppenkanone aus Milano, aber die Halbwertszeit dieser Stunde ausgewählter Perlen ist von mindestens einem Viertel der Dauer, seit sich auf Erden die ersten Diamanten gebildet hatten.
Galizia empfiehlt: Wenn von Donnerstag bis Samstag das Vermissen unaushaltbar wird, lohnt sich vielleicht ein Gang über den Vorplatz, wo sich keiner prügelt, keine küsst oder kotzt, wo sich trotzdem noch ab und zu ein einsamer Polizist hin verirrt, wo es kalt ist und still. Aber es leuchtet doch ein Fensterchen – wo man sonst ins Rössli stolperte, ist jetzt immerhin ein kleiner Kiosk offen. Bier, Ingwerer, Turboruss-Starterpack und Snacks, übers lange Wochenende immer von 17 bis 22 Uhr. Okay, hilft gegen das Vermissen genau nichts, aber möglicherweise gegen den Durst.
Kummer empfiehlt: Es gibt wohl keinen besseren Moment, sich mit Krankheit und Care in der spätkapitalistischen Hölle auseinanderzusetzen. Johanna Hedva liefert ein Manifest, in dem sie ihre Position als chronisch krank (gemacht) reflektiert und die Konzeption von Illness und Wellness unserer Gesellschaft hinterfragt. Gabriel Winant beschreibt die Dezimierung der medizinischen Kapazitäten in den USA und erarbeitet, mit der Pandemie noch in den Kinderschuhen, hoffnungsvolle Ansätze für die Lösung intergenerationeller Konflikte, die durch den Virus noch verstärkt werden.
Mutter Spaghetti empfiehlt: Die Sonntagszeitung ehrte gestern anlässlich des Fünfzigjahrjubiläums des Frauenstimmrechts fünf Schweizer Köchinnen, denn schliesslich hätten – «den Spitzenköchen zum Trotz» – in der Küche nach wie vor die Frauen das sagen. Mal ganz abgesehen davon, dass das jegliche strukturelle Überlegung unter den Tisch kehrt, wurde – viel schlimmer eigentlich! – die wichtigste von allen vergessen: Alice Vollenweider, Autorin etwa von «Aschenbrödels Küche», die der Schweiz freundlich und bestimmt eine einfache italienische Küche näherbrachte, nebenher eigentlich kulturhistorische Abhandlungen schreibt und ausserdem überzeugend darlegt, dass um zwei Uhr morgens auch einfach eine Zwiebelsuppe gut wäre, um nachher mit Trinken weiterfahren zu können.