Kyberspace Bern

1984, das Internet wird erfunden. Das heisst imaginiert – und Bern ist mittendrin. William Gibsons Neuromancer tut gleich einen ganz neuen Fiktionsraum auf, der ein paar Jahre später Realität werden sollte, in Genf, man kennt die Geschichte. Fiktion/Realität: Was heisst das heute schon noch, in Zeiten von virtuellen Influencern und Deepfakes. Die Grenzen sind verwischt, und Gibson trägt einen nicht unwesentlichen Teil der Schuld. «What if the act of writing it down, in fact, brought it about?» fragte Jack Womack im Nachwort einer Neuauflage des Cyberpunk-Klassikers. Clarkes berühmtes Bonmot «Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic» – es gilt auch und immer noch fürs Schreiben.

Case biß auf seiner Unterlippe herum und starrte über die Plateaus der Eastern Seabord Fission Authority in die endlose, neuroelektronische Leere der Matrix. »Tessier-Ashpool, Dixie?«
»Tessier, ja.«
»Und bist wieder rein?«
»Klar. War verrückt. Nahm mir vor, das Ding zu knacken. Traf die erste Schicht, aber mehr spuckte meine Kiste nicht aus. Mein Helfer roch die versengte Haut und zog mir die E-troden von der Stirn. Echt Scheiße, dieses Eis.«
»Dein EEG war flach?«
»Tja, das ist der Stoff, aus dem Legenden sind, nicht wahr?«
Case steckte aus. »Scheiße«, sagte er. »Wie, glaubst du, hat sich Dixie den Hirntod geholt, hm? Versuchte, eine AI anzuzapfen. Große…«
»Mach weiter!« sagte sie. »Ihr beide geltet als Dynamit, richtig?«
»Dix«, sagte Case, »ich will mir ’ne AI in Bern anschauen. Gründe bekannt, die dagegensprechen?«
»Eigentlich nicht, sofern du keine panische Angst vor dem Tod hast.«
Case wählte den Schweizer Bankensektor an, spürte die freudige Erwartung, die über ihn kam, als der Kyberspace flimmerte, verschwommen wurde, gelierte.
Die Eastern Seabord Fission Authority war weg, ersetzt vom kühlen, geometrischen Geflecht des Züricher Bankenwesens. Er wählte weiter, nach Bern.

Unterdessen ist Bern ja nicht mehr unbedingt als Hotspot für Digitales bekannt. Aber es tut sich schon noch was, hie und da – zum Beispiel Media Alps, Workshops zu Medienkunst und digialen Tools, irgendwo in den Berner Alpen. Die Einschreibung für dieses Jahr ist offen!