Postkarte aus Napoli

Alles gut hier – heute Morgen mit der Stirn an die Lavabokante geknallt, weil ich beim Einsteigen in die Hose mit dem zweiten Bein die schon besetzte Röhre erwischte. Dann die Europasterne gesehen, die sie hier sonst vermissen und eine Flasche Betadine auf dem Regal. Die sieht aus wie eine Gewehrgranate.

Im Quartier knattert es durchgehend, zutage die Motorini und ab Dämmerung das Feuerwerk. Sie erklären mir, dass das zünde, wenn eine Ladung Waschpulver sicher den Weg in die Küche finde oder jemand Geburtstag feiere – wer weiss das schon so genau. Des Weiteren wird der Kaffee hier in alten VHS-Kassettenverpackungen gereicht, das Gasherdkreuz tut übertrieben heilig und Mozzarella kommt kiloweise im Goldfischsack.

Vorhin hatte es vor der Backstube eine unerwartet lange Schlange – von zuhinterst ruft ein Dicker etwas in Sarkastisch:

Ma che è, stanno regalando lavoro?

Die Schlange lacht. Ich bitte Mauri um Übersetzung. Der Mann habe danach gefragt, ob sie heute Arbeit verschenken. Arbeit verschenken, statt Brot verkaufen – aber sonst alles gut hier.