
3.69 $: So günstig kriegst du Banh Mis sonst kaum. Die Frau an der Kasse mustert mich, «Pall Mall reds, short?» Danke, nein, nur das Sandwich. Ich wohne seit zwei Jahren nicht mehr in diesem Quartier, sie kennt meine Marke immer noch.
Beim Warten aufs Essen: eine nette, laute, grosse, hippe Frau mit einer Flasche Wein. Wie viel sie koste, fragt sie, und ob die Verkäuferin den Wein kenne. Diese meint, sie trinke nicht. Er komme ja aus Italien, sicher gut. Und: «Rosso» heisse doch nicht rot. Ich interveniere, doch, «rosso» heisse schon rot. Für 6.99 riskiere man ja nicht viel. Sie nimmt den Wein.
Der Nächste: Wo man hier einen Ölwechsel kriege. Wir haben alle einen Vorschlag, aber nichts ist in der Nähe. Klar, ja, schade, schade. Er bedankt sich, fragt die Verkäuferin, obs den Jungs gut geht. Daumen hoch.
Mein Banh Mi ist fertig. Was drin ist, weiss ich nicht genau. Schweinsbraten, fermentierter Kohl, Karotten, ungefähr. Knusprig warmes weisses viet-französisches Baguette. Ich esse es beim Spazieren. Es regnet.
Überall Halloween-Deko, hier ausgefallener als sonst. Neben dem «Help pls»-Blutschriftzug steht immer noch die rote Markierung der Rettungskräfte nach Katrina. Das gesprayte Kreuz in der Mitte mit den Buchstaben und Zahlen gleicht dem Logo der New Yorker HC-Szene und sagt hier: Wann das Haus durchsucht wurde, wie viele drinnen tot, wie viele lebendig. Der Schriftzug bleibt, aus Stolz, als Erinnerung, weil man kein Geld hat, das Haus zu streichen.
Jetzt ist das Wetter besser, Sonnenuntergang am Fluss. Mein Lieblingspark ist geschlossen. Ein Schiff ist in den alten Kai gefahren. Im Juni. Es fällt immer mehr in sich zusammen. Geflickt wirds wahrscheinlich nie. Irgendwo gibts hier eine Metapher.