Milena Patagônia ist zurück. «Ohni Di» heisst die neue Single, die letzten Freitag erschienen ist, inklusive Musikvideo, gedreht im Westen Berns.
Milena Patagônia hat vieles ihrer musikalischen Arbeit selbst in den Händen und ihre Stimme ist das Zentrum ihrer Songs, doch isoliert ist sie nicht. Für «Ohni Di» hat Milena Patagônia mit einer Handvoll ausgewählter Artists zusammengearbeitet: Das Musikvideo trägt Vole Bennetts Handschrift, das Mastering jene von K, das Piano kommt von Luzius Schuler, der Beat von Raphael Hitz und die Künstlerin Ernestyna Orlowska hat das Outfit im Video entworfen. Die einzelnen Elemente dieser Individuen, die in derselben erweiterten Szene verwurzelt sind, aber aus den verschiedensten Sparten kommen, hat Milena Patagônia sorgfältig komponiert und zusammengefügt und machen «Ohni Di» zu einem konzentrierten und kohärenten Werk. Jedes Element ist nicht mehr als es sein muss, keine Behauptungen oder leere Versprechen.
In «Ohni Di» geht es um die Liebe und auch hier gilt: Keine leeren Versprechen. Und vor allem kein Pathos und keine Romantisierung normativer Zweisamkeit. Milena Patagônia bewegt sich mit Text, Stimme und Performance nach wie vor in einer intimen, sinnlichen Sphäre, in welcher einzig sie selbst Subjekt ist. Das ist eine Seltenheit in der Schweizer Mundart-Popmusik, es ist eine Nische, ein brachliegendes Feld, das es zu kultivieren gilt. Manchmal, wenn man kurz aus der Bubble auftaucht, befällt einen das Gefühl, dass Sex in diesem Land nicht mehr als ein abstrakter Begriff ist, verpackt in reisserischen Headlines und Symbolbilder von Füssen, die dazugehörigen beiden Körper von einer blendend weissen Daunendecke bedeckt. Und Sinnlichkeit: Sowieso im Keim erstickt vom Schatten roher Bergketten. Das meiste was auf grossen Bühnen steht und irgendetwas mit der Schweiz zu tun hat, ist hölzern und alles andere als sinnlich oder smooth.
Dem widerspricht Milena Patagônia. Aber sie tut dies weder übersteuert provokativ, noch angestrengt. Es ist kein Bruch mit Erwartungen oder ein Aufreiben an Prüderie, sondern schlicht der perfekte Ort, um eine eigenständige Ästhetik und Sprache weiterzuentwickeln und zu leben.
Milena Patagônia im Gespräch über ihre Arbeit und über Popmusik in der Schweiz: Hier.
Rec Out ist da, wo du am Pult den Cinch-Stecker einstöpselst, damit was klingt am Jack-Ende. Bei KSB heisst Rec Out regelmässig Schreiben zu naheliegender Musik.