Rec Out → Polaroid

Schuler sitzt hinter dem Schlagzeug und Luka Mandic mit den himmeltraurig schönen Augen und der Herrenstimme, dem tröpfelt etwas aus der Gitarre raus. Manches braucht keinen Dreh, keine unnötige Verrenkung oder Verzerrung.

Wenn zufällig dieses Polaroidbild aus der Kiste fällt und im Kopf ein Licht angeht: Oh, we were good looking – am Bildrand glitzern der Fluss und die ineinander verliebt-verhakten Zweiräder, ein Feuer züngelt, die Zigaretten riechen nach uns. Und wir singen unser Lied, aus dem kleinen Speaker basisdemokratisch Musik. Irgendwann zwischen 1963 und 2019 muss das gewesen sein, unser Lied singt davon, wie es damals war. Oder einmal gewesen sein wird, obwohl es jetzt gerade ist. Und als du die Polaroidkamera deiner Mutter aus dem Beutel holst, macht das alles plötzlich Sinn. Vielfachen, ungeheuren Sinn in der Langzeitbelichtung der Popkultur, neben uns im Tau sitzen sie ganz jungfräulich: unsere jungen Väter und jungen Mütter und machen sich daran, uns zu machen. Und Luca Mandic singt, während du deinen zweiundzwanzigjährigen Finger auf den Auslöser schiebst, von dieser Polaroidfotografie und spielt dieses Lied, das wir damals immer nie gehört haben. Komm, wir tun so, als wüssten wir von nichts.

«Polaroid» ist das erste Lebenszeichen der Band Melody Music: Luka Mandic, Timothée Giddey, Luzius Schuler.