Man muss aufpassen, wenn man diese Kassette in den Rekorder einlegt, dass es einem nicht samt Kopf und Kragen hineinreisst, in diese Höhle, Leonis so wattierte Welt – dass vielleicht gar Platon sich auf ewig hätte täuschen lassen wollen. «Yellow and Why» spinnt dich ein, als ob es überhaupt gar keine Gründe gäbe, die das Trübsal beglaubigen auf unserer Kugel.
Und doch klingt auch Blau, wo diese sieben Stücklein Musik sich ständig winden, verweigern glasiert zu werden, haarig bleiben, ungeheuer wie Raupen an die Ohren kriechen. Trotzdem wünschte man sich das anzufassen, wäre es denn Stoff und nicht bloss Timbre. Leonis Stimme, die sich durch die Akkorde hangelt, höchstens Fetzchen von Melodien, Seidenfäden, aber nie die ganze Hand reicht, höchstens Finger und geklöppelte Rhythmen auf Blech oder verschraubt zu Schleifen, Würmern. Pop aus der Käferperspektive – Samsa wird zum Hans im Glück – man könnte auch ins Gras beissen, es hätte sich gelohnt, bis hierher und nicht weiter; ich habe keine Angst zu sterben – aber Angst vor dem Tod.
Ach, die Vergänglichkeit, voller Versprechen – und Leonis gesprenkelter Sound lebt davon, materialisiert Fantasien, der Antigravitation, gegen die Kraft des Einzelnen, Prinzip Flickenteppich, Verbund der Sonderlichkeit; ich wollte, wir wären ein Rudel von verlufteten Viechern, eine Zusammenrottung aller geschassten Kreatürchen aus den Streichelzoos der Agglomerationen, nicht mehr willkommen da, weil wir ein bisschen zu sehr stinken. Oder schielen und «Yellow and Why» wäre unsere bröselige Hymne, wie das Kuchenstück von Mutti vom Geburtstagsessen, dass am nächsten Tag, obwohl schon trocken und zerdrückt, vor Liebe nur so trieft.
«Yellow and Why» ist bei Bongo Joe Records erschienen und kommt mit wunderbar gestaltetem Leporello von Lina Müller und Luca Schenardi in der Kassettenschürze.