Alternativen zum Jammertal? Den Homo Ludens kitzeln. Auch für die Programm-Macher*innen ist das Jahr bisher vor allem ein Härtetest von Bewältigungsstrategien. Es tut weh, ganze Konzert- und Festivalprogramme in der Schublade zu versenken, sich ein zerknittertes «Wir sehen uns nächstes Jahr» abzuringen. Schlimm wird es, wenn in der nach Sicherheiten heischenden Verwertungslogik schonmal der Vorverkauf fürs nächste Jahr eingerichtet wird. Zwei freigeistige Notlösungen aus Bern und Zürich fokussieren dagegen die Freude am Spiel.
Der brachliegende Orbital Garden in der Gerechtigkeitsgasse etwa hat sich Musik bestellt, das Virus – oder zumindest dessen reaktionäre Folgen – zu «ertränken»: Aus dem experimentierfreudigen Dunstkreis des Tonlabors sind inzwischen elf Drones und sechs Beats kompiliert, ein sedierender Wuchs mit Beiträgen von Björn Meyer, Rea, Laura Schuler, Fabian Bürgi, Mich Gerber, Losinger-Eser und weiteren Künstler*innen. Im Projekt «Drown The Virus» werden die einzelnen Tonspuren lustig verschränkt zu einer neuen Musik. Und der Gast dirigiert.
In Zürich setzt dieses Jahr das Openair Wipkingen aus und erfreut mit dieser hübschen Spielerei: Eine Online-Beatmaschine. Aus Songs der affichierten Bands gewonnene Kleinstteile dürfen wir hier zu wilden Township-Rhythmen montieren. Sprengsel und Schnipsel, vier ins Gesicht oder im 11/8-Metrum als lustige Dekonstruktion hiesiger Popalternativen. Oder: Eine Amour Fou von Programmieren und Programmieren.