Fühlt sich ein bisschen wie eine dieser «Black Stories» an: In einem Raum lagen zerdröselt zwanzig Harassen auf dem Boden, darauf Menschen mit Mundschutz. Fünf Männer redeten sich um Kopf und Kragen. Wie ist es dazu gekommen?
Oder ein seltsames Kunstprojekt? Jedenfalls: Die Würfel sind gefallen, zu spät da, Murphy schon arg an der Bar. Und während Vitamin C gerade zur zweiten Wasche ausholt, begeht man Hiphop wie in der guten alten Zeit, zweite Welle längst überstanden. Style Bakery im Rössli ist Freestyle mit Band, nostalgisch im Groove, ist Männersache und ein Ausflug in eine Zeit, als Hiphop noch vier Elemente hatte, drei Jahrzehnte lang, zwei Küsten, ein Vibe. Hiphop als Unterhaltung darüber, ob das jetzt New School oder Old School – Hiphop als Pausenplatz und Kiffen an der Aare. Macht mal Lärm für dies und das und macht doch Lärm für euch selbst. Man kann nur Lärm machen, wenn man noch am Leben ist, das weiss auch Baqabond, der Host. Und das weiss vielleicht niemand so genau wie der alte Nisl, der sich einen emotiven Part vom Herz schält über den Verlust eines lieben Menschen.
Das Leben ist mehr Bäckerei als Confiserie, ein Krampf. Ansonsten Hoch auf den Spieltrieb, auf das Laufenlassen. Freestyle ist Sprache als Instrument, Rhetorikkurs in Rhythmus und Challenge Accepted, ist da, wo Rap eben Wortakro-Batik und ein bisschen esoterisch, ist da, wo am Schluss inhaltlich nichts rumkommen muss ausser der Landung. Das macht Spass und die Band hat Spass, testet einen wütenden Klassiker an, Shook Ones Pt. II, Mobb Deep, never forget. Die Verschüttelten sind wir, eingefallen auf den gelben Einsiedler-Bierkisten, zwanzig Satelliten und irgendwie Kontakt zur Raumfahrtstation verloren. Irgendwie ist hier bald fertig, Checkout nicht vergessen, sonst bist du für immer hier im Rössli, mindestens einen Winter lang, Winterschlaf.
Als das letzte Wort durch den Raum purzelt, fängt die Band schon mit dem Verräumen ihrer Instrumente an, die Bar wird desinfiziert, die Buben müssen heim, vielleicht schon morgen früh wieder Schule geben, alte, neue. «Hiubi Chiubi!», lang nicht mehr gehört, aber es wäre uns zu wünschen. Macht mal Lärm für euch in der Zukunft. Fürs nächste mal, wenn ihr dann noch da seid.
Dann gehts ab wie –
sonst.
Insta/nofilter: unverdaute, betrunkene, nachtwache Kultureindrücke. Rausgeschossen als gäbs kein Morgen (dabei gibt es natürlich immer eins).