Vielleicht am liebsten eine Rakete

Als was definierst du dich eigentlich? Als Frau, als Mann? Als Fuchs? Wie wird dein Tanz auf der Bühne gelesen, und wie dein Körper? «Wenn ich hier auf der Bühne, mit meinen Bewegungen, meinem Aussehen, als Frau definiert werde, dann hat das Auswirkungen auf alle anderen in diesem Raum, Frauen, Männer, alle –» sagt die Person in der Mitte der Bühne. Das Tanzstück Hochgehobene*r ist zu Gast in der Grossen Halle: eine riesige betanzte Fläche zwischen Graffiti und Gewölbe – sechs Menschen mit hohen Absätzen, grauer Anzugshose, rosa Hemd, die sich Fragen stellen. Woher kommst du, was machst du, wer bist du und: sieht man das deinem Körper an, deiner Bewegung? Sollte man es können?

Sie fragen mit Sprache, aber sie fragen auch in immer neuen Entwürfen des Tanzes. Der Salsa als einerseits binär codierter, andererseits sexuell aufgeladener Tanz wird so zum Verhandlungsraum über Führung und Erotik; ganz banal gesagt jedoch ist es einfach schön anzusehen, wenn zwei Menschen auf Augenhöhe tanzen, dabei eher Wippschaukel als Waage. Ganz banal eigentlich auch die frohe Erkenntnis, keinen Penis zu haben: Er stört beim Tanzen. In Teilstücken machen sich die sechs Gedanken, immer suchend nach den minimalen Verschiebungen, die sich durch unterschiedliche Gendercodierungen ergeben; der Schalk dabei im Körper angelegt. Und streifen dabei verschiedene Ebenen des (tänzerischen) Alltags: jemanden hochheben, in der Ballettschule keine weissen Strümpfe tragen müssen, in hohen Schuhen rennen können, mit einem Jungen tanzen, einen schöneren Hüftschwung haben, auf der Bühne wichtig sein. Und überhaupt sind Unterhosen ohne Spitze viel bequemer.

Das Ziel dabei kaum die Auflösung aller je gestellten Fragen, es ist mehr ein Hinhalten des Knäuels, der sich daraus ergibt; ausserdem bleibt die Erkenntnis, dass Entwirren vielleicht nicht immer nötig, aber damit herumspielen sehr lustvoll sein kann. Wer bist du: Mann, Frau, Fuchs, vielleicht eine Rakete? Manchmal reicht auch das: «I don’t care. I just need a cigarette and a beer.»

Die Premiere von Hochgehobene*r am Freitag war ausverkauft, drum besser reservieren für heute Samstag und morgen Sonntag, jeweils 20 Uhr, Grosse Halle.