Weiss ist keine Farbe, sondern eine Haltung

Word, James Baldwin. Vor 400 Jahren, im August 1619, legte ein von der Weltgeschichte insofern vergessenes Schiff an der Ostküste Amerikas an, als man seinen Namen nicht mehr weiss. Aber es markierte den Anfang einer Geschichte, die viele Leute gern für längst abgeschlossen halten würden.

As John Rolfe noted in a letter in 1619, “20 and odd negroes” were brought by a Dutch ship to the nascent British colonies, arriving at what is now Fort Hampton, then Point Comfort, in Virginia.

In unserem Blätterwald blieb es bis anhin eher ruhig dazu (was wunder), aber man kann andernorts nachlesen, warum dieser Sündenfall uns nach wie vor sehr beschäftigt. Der Guardian hatte eine Reihe lesenswerter Texte, inklusive schön aufbereiteter Timeline. Und das New York Times Magazine brachte eine Sondernummer, die überall gefeiert wurde und die nun ein sehr tolles Online-Projekt geworden ist. Das klingt dann zum Beispiel so:

Dass das ebenso für Schweizer Kapital galt und die Gewissen- und Kompromisslosigkeit, mit der es vermehrt worden ist in Zeiten der frühen Globalisierung, weiss man unterdessen ja eigentlich auch. Trotzdem gut, dass das Schweizer Fernsehen zum unschönen Jubiläum einen Reminder in die guten Fernsehstuben geschickt hat. Auch in Bern liegen da ein paar Leichen im Keller, auch das kann man nachlesen.

Langer Rede kurzer Sinn: Man gehe sich in den nächsten Wochen die grandiose Retrospektive im Kino REX anschauen, die schon in Locarno zu sehen war und die laut der FAZ den Blick auf die Geschichte weitet und verändert. Unter anderem läuft da auch Within Our Gates, der erste erhaltene Film von Oscar Micheaux, dem ersten schwarzen amerikanischen Filmregisseur. Schwarzweisse Filmkunst, knapp hundert Jahre alt. Und von bleibender Aktualität, leider, muss man sagen.