Verschwörungstheorien unlängst beim Diskutieren über Gangs in Bern (Spreitenbach? pah): Sei ja wohl klar, dass die Reitschule von der Polizei infiltriert sei und dass immer wieder Aggressionen gegen die Ordnungshüter inszeniert würden, um einen Vorwand für die entsprechend kompromisslose Antwort zu liefern. Das Schema kennt man sonst ja eher von 9/11, aber die Logik der Argumentation ist natürlich für alle Seiten verlockend – es ist das klassische «Du meinst die Sache verhält sich so?» Think again!
Am Wochenende ging’s dann wieder mal drunter und drüber, physisch wie begrifflich. Was wäre denn genau eine «Amokfahrt der Polizei Bern»?
Und, noch gröberes Geschütz, «Methoden des Terrors»? Lebensmüde Polizisten am Rande eines zivilisatorischen Nervenzusammenbruchs? Hallo Weltuntergang. Gewürzt mit Amok und Terror, to spice things up a bit. Und ein Fake News-Topping obendrauf, ohne schmeckt’s ja nicht derzeit.
Wie dieselbe Story ohne emotionales Anfeuern funktioniert (und inwiefern die Polizei natürlich ein doppeltes Spiel spielt), kann man sich übrigens derzeit im Rex anschauen.
Max et les ferrailleurs, 1971. Michel Piccoli gibt den ebenso unterkühlten wie von einem unheimlichen Ehrgeiz getriebenen Kommissar, der ein paar harmlose Schelme selbst auf die richtig schiefe Bahn schickt, damit die Polizei endlich mal einen grossen Erfolg verbuchen kann. Dazu noch ein amouröser Tanz auf Distanz mit Romy Schneider, die sich mit der Rolle endgültig aus dem Sissi-Schema gelöst hat – und sich dennoch ein wenig der alten Wärme bewahrt, in einem gnadenlosen Räderwerk, gegen das sie natürlich nichts kann – und das sich am Ende selber zerlegt. Es waren die Jahre, als Unerbittlichkeiten psychologisch gezeichnet wurden und noch nicht religiös-apokalyptisch. Feine Klinge statt rhetorische Zweihänder, am Samstag Nachmittag wieder. Fortsetzung dann wohl am Abend, auf der anderen Bahnhofseite.