Rec Out → Du u dini

Da habe ich auf einmal lachen müssen, am Sonntagnachmittag an der Kilbi, der schön war, aber eben auch wehmütig. Kraake haben im Zelt gespielt, eine Altherrenband aus gar nicht mal so alten Herren, sie sassen da wie auf einer Sonnenterrasse, wo es ab dem Mittag Weisswein gibt und zu tun nicht viel. Ausser Leute beobachten.

Es lag lange in der Schublade, dieses Album: «Kraake» von Kraake, im ersten Lockdown entstanden, irgendwo im Graubünden zwischen Trips und Bergwanderungen, einer kleinen Hütte, einem schneekalten Fluss. Es ist schwer herausgekommen, ach, dieses Leben, ach, dieses Älterwerden, die Liebe, die Frauen, die Welt, hier daheim im Kleinen. Das kann einer wie Baze: Über diese Themen so singen, dass man sich geborgen fühlt, und nicht von der Banalität der eigenen Gefühlswelt ertappt.

Der ideale Moment also für einen Sonntagnachmittag, Blues. Aber ich wollte erzählen, wie ich gelacht habe: Als die Herren auf einmal ganz albern wurden, vielleicht nach dem zweiten Glas Weisswein auf der Terrasse, das immer das lustigste ist – da haben sie sich eine einzige Idee in drei Sätzen und nicht viel mehr Tönen hin und her gespielt, eine Idee, die bei Baze natürlich nicht neu ist. Abgrenzung von diesen blöden Anderen, gottverdammt: In Ruhe gelassen werden ist doch das Schönste auf der Welt.

Hör mr uf!
Nid scho widr du –

Keine neue Idee, aber charmant vorgetragen, mit diesen paar wenigen Sätzen, genuschelt, geschnaubt, gebellt, immer du u dini, dini Kollege. Man hat den Eindruck, hier sei der Kern der Aussage nun endlich erreicht. Es ist nämlich so: Die anderen nerven, sie lassen einen nie in Ruhe, sie haben Kollegen. Das kann Baze aber genau schnurzegal sein, denn weisst du was: Er hat auch Kollegen. Er und seine Kollegen, sie reichen sich hundertmal. Und es ist trotz allem ein bisschen wichtig, dass die Welt das weiss. So und nicht anders ist das, man kann sich über dieses kurze Überbordwerfen jeden heiligen Ernstes sehr freuen. Seit vorgestern gibt es ein Video dazu, das hat Baze mit drei dicken Kollegen von ihm gedreht, da tanzen sie sich lächerlich in Schwarz und Weiss. Es ist ganz wunderbar.

Kraake sind Baze und Fabian M. Müller. Ihr Album «Kraake» ist letzte Woche bei Eret erschienen. Die Plattentaufe findet morgen Freitag, 24. September, um 22 Uhr in der Turnhalle statt.

Rec Out ist da, wo du am Pult den Cinch-Stecker einstöpselst, damit was klingt am Jack-Ende. Bei KSB heisst Rec Out regelmässig Schreiben zu naheliegender Musik.