Urs empfiehlt: Im Hinblick auf die nahenden Urteilssprüche der Effy29-Prozesse und in Anbetracht der Annahme des Anti-Terror-Gesetzes ist es Pflicht, aus Raison sich auch mit alternativen Rechtsnarrativen zu befassen. Schon in den 70er Jahren dachte man beispielsweise an Möglichkeiten zur Überwindung des tribunalen Opfer-Täter-Schemas – Stichwort restaurative Justiz. Genau dazu gibt es diesen Donnerstag um 20:00 Uhr im Rex den Dokfilm Je ne te voyais pas von François Kohler, samt anschliessender Podiumsdisskussion, geleitet von illustren Expert*innen aus Forschungsecke und Folterbranche.
Fischer empfiehlt: Kühle Kirchenmauern am Samstag (30 Grad forever). In Bellelay – Stunde oder so von Bern – eröffnet die ortsspezifische Ausstellung von Christoph Rütimann, um 14 Uhr gibt es eine Performance.
Galizia empfiehlt: Weil es so zum Heulen schön war gestern – die lila Welle weiterreiten. Der Jugendclub im Schlachthaus zeigt Der Marsch nach Bern, ein Stück über die Zeit um 1968/69, als der Bundesrat der Verirrung erlag, der Europäischen Menschenrechtskonvention beitreten zu wollen, den Frauen ihr Stimm- und Wahlrecht aber nicht zuzugestehen – und darauf Tausende Frauen auf Bern marschierten. In Herren- und Münstergasse und auf dem Münsterplatz hängen seit Februar und noch bis Ende Juni Porträts von 52 Frauen aus der Schweizer Geschichte, die es nicht zu vergessen gilt. Zu ihnen gesellen sich seit dem gestrigen Freudentag ausserdem Strassenumbenennungen in der ganzen Stadt zu Ehren von Migrantinnen, die dieses Land erst zu dem machen, was es ist. Im Historischen Museum läuft noch immer die grosse Ausstellung zu fünfzig Jahren Frauenstimmrecht. Und wer sich lieber an die Sonne legt, hole sich dazu dieses Buch: Jeder Frau ihre Stimme beleuchtet fünfzig Jahre Frauenbewegung in der Schweiz. Sehr schlau, auch sehr unterhaltsam. Und macht Mut auf mehr.
Schwab empfiehlt: Einen Abflug nach Zürich, wo an der Gessnerallee eine seltsame Zusammenrottung das Verhältnis von Musik und Raum studiert: Hora Lungas komponistisches Periodikum «Wirren» kommt zur nächsten Aufführung und im experimentell instrumentierten Ensemble scheinen vertraute Namen aus der Gegend auf – Rea Dubach mit Stimme, Gitarre und Gerät etwa und Michael Haudenschild an der Tastatur. Freitag und Samstag, jeweils um 21 Uhr.