Zu Besuch / Februar

Zwischenhalt, wenn immer möglich, in Biel. Herantasten ans Bernische. Im Atomic eine grosse Photographie des Bahnhofplatzes an der Wand, gespiegelt, als hätte der See den fast leeren Platz eingenommen, ein einsames kleines Tram umschmeichelnd. Muss wohl gegen hundert Jahre her sein, mit den hohen, stolzen Häusern da am Bahnhof. Die ihre architektonische Würde nach und nach verloren haben, aber dafür können sie eigentlich nichts. Beste Adresse wohl damals, heute bekommt man die Wohnungen in den modernistischen Türmen nachgeschmissen, hat mal ein Freund erzählt. Es seien Löcher, das könne man sich kaum ausmalen. Dafür kriegt man unten im Atomic zum Versüssen des Kaffees eine New York Times gratis dazu. Immer noch ein wenig Weltstadt; der NYT-Stapel aber ist immer gleich hoch, am Morgen wie am Abend. Im Interregio nach Bern dann Jus-Studierenden-Geplauder. Nichts von Belang, Berufsaussichten, Dozierenden-Ranking, «Alter» ist nicht mehr Jugendsprache.

Ich habe immer noch meine Stuben in Bern, im Bücher-Brocki oder im Bergwerk unten, wo man digital entkoppelt wird, spätestens im 2. UG. Sitze auf einem alten Sofa im Neonbombardement und schreibe das hier auf. Neben mir ein kleiner Bücherstapel, literaturkommissarische Recherchen in den Bibliotheken des Obsoleten: Welche Spuren haben Berner Autorinnen hinterlassen? Manche unübersehbar viele (ein Tatort für Anfänger) manche so gut wie gar keine. Sterling gefunden statt Sterchi, auch sehr ok. Und die leise Frage: Wann fängt ein Lebenswerk an?

In der Mobiliar drüben Kunst und Nachhaltigkeit, 25 Jahre schon, Jubiläum. Signer macht den letzten Schritt ins Meer nicht, Hefti ist konsequenter beim Hochpräzisions-Drechseln seiner Metallzylinder bis zum letzten Nichts. Skulpturale Zeitlichkeit bei beiden, oddly satisfying. Die Mobiliar-Cafeteria so clean wie die oben in der Unitobler. Kaffee dort: 1.80. Gut zum Arbeiten da, Interview verschriftlicht, zur Bauindustrie und der Klimakrise. Die vom Dachverband: «Nachhaltigkeit» muss man immer auch wirtschaftlich denken. Der Aktivist: Wir haben so einiges halt immer noch nicht verstanden. Hier in der Mobiliar wird das was wir noch nicht verstanden haben immerhin gut (und mit gutem Profit) versichert, in den oberen Etagen. Wir versichern uns: wird schon werden. Indessen dampft im Bildhintergrund eine grosse Kaffeemaschine selbstreinigend, sie wäre auch gern eine von Altmanns GeräteparkLandschaften. Ok, ich interpretiere rein, ich töte mal wieder Autoren. Sofas auch hier, kubisches Design statt Biedermeier. Das nächste Mal schreibe ich vielleicht auf so einem. Und rapportiere den Espresso-Preis.

Fischer wohnt nicht mehr in Bern, aber zBsuech kommt er nach wie vor gern. Hin und wieder erzählt er, was ihm dabei so begegnet, Kunstnahes und Kunstfernes.